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- Kategorie: V1
- Erstellt: Samstag, 01. Februar 2025 10:40
- Zuletzt aktualisiert: Montag, 24. Februar 2025 12:17
V1-Opfer, Gedenken in Frankreich
Der Opfer, die in Zusammenhang mit dem Einsatz der Flugbombe in Frankreich zu beklagen waren, wird in Frankreich in vielfältiger Weise gedacht.
Da sind einerseits die lokalen Bewohner, welche unter den Bombenangriffen der Alliierten zu Tode kamen. Diese sind auf den lokalen Friedhöfen begraben und manchmal entsprechend bezeichnet und gewürdigt.
Andererseits die Opfer von V1-Frühabstürzen, umgekommene Zwangsarbeiter und Deportierte, sowie alliierte Flugzeugbesatzungen, deren Maschinen abgeschossen worden sind. Manchmal wurden solchen Opfern Gedenksteine oder -tafeln gewidmet. Einige solche Orte des Gedenkens sind hier aufgeführt.
Siracourt
Am Zugang zum «Wasserwerk 1» in Siracourt wurde im Mai 2002 eine Gedenktafel angebracht. Sie erinnert an die sowjetischen Kriegsgefangenen und Deportierten, welche beim Einsatz für den Bau dieses riesigen Bauwerks ums Leben kamen.
Siracourt wurde zwischen Ende Februar und Anfang August 1944 28 Mal von den Alliierten angegriffen und gilt als meistbombardiertes Bauwerk in Frankreich. Entsprechend hoch dürften auch die Opferzahlen unter den Zwangsarbeitern gewesen sein.
Die schlichte Gedenktafel steht in der Ecke des Parkplatzes zum inzwischen abgezäunten Gelände des Bunkers.
Val Ygot
Am Zugang zur V1-Feuerstellung 685 Val Ygot bei Ardouval erinnert die Skulptur einer trauernden Mutter mit ihrem toten Kind an die Opfer der Jahre 1943 bis 1944.
Im Hintergrund erkennt man einzelne Bauwerke dieser Stellung alter Bauart, die stark bombardiert worden ist. Diesen Bombardierungen waren vor allem die Zwangsarbeiter meist ungeschützt ausgesetzt.
Bonningues-lès-Ardres
Am 20. Juli 1944 startete von der FSt 55 Chapelle Notre-Dame eine V1, die es nur 800 Meter weit schaffte und dann neben der Strasse D 225 niederging ohne zu explodieren.
Die Deutschen verpflichteten sechs Ortsbewohner die Trümmer wegzuräumen. Ein Soldat trat auf der Strasse an eines der Trümmerteile was zur Explosion führte, die direkt mehrere Soldaten tötete. Vier der sechs Einheimischen standen so nahe, dass der Explosionsdruck ihre Lungen beschädigte. Am selben und dem folgenden Tag verstarben die vier Einwohner von Bonningues-lès-Ardres.
Ihnen wurde 1946 dieser Gedenkstein gewidmet.
Boufflers
Am westlichen Ortseingang von Boufflers, an der D 224, erinnert ein Gedenkstein an das Drama vom 16. Juni 1944, bei dem sieben vorwiegend junge Männer und eine Frau ihr Leben verloren haben.
Die jungen Leute näherten sich einer abgestürzten Flugbombe welche nicht explodiert war, stiegen selbst auf sie drauf. Durch das Uhrwerk des Langzeitzünders wurde die Explosion der Bombe in diesem Moment ausgelöst und tötete die sieben Personen.
Diese V1 war ein Frühabsturz, der wahrscheinlich von der FSt 133 im Bois d’Acquet oder der FSt 137 bei der Ferme du Mont Louis gestartet war und aus ungeklärten technischen Gründen am nahegelegenen Hügel in den Bäumen abgestürzt ist.
Dancourt
Die Geschichte der siebzehn heute in Dancourt beerdigten Opfer ist nicht ganz gesichert.
Gemäss einem Augenzeugen ist eine von der FSt 168 oder der FSt 170 gestartete V1 im Gebiet zwischen Rieux und Dancourt abgestürzt ohne zu explodieren. Der genaue Zeitpunkt des Absturzes ist nicht bekannt.
Am 19. August 1944 gegen 18 Uhr 30 explodierte die Bombe laut einem Rapport der Gendarmerie von Neufchâtel-en-Bray, als eine grössere Gruppe von Leuten in deren Nähe stand. Es soll sich um eine Gruppe von sowjetischen Kriegsgefangenen gehandelt haben, welche von deutschen Soldaten bewacht wurden und die die abgestürzte Flugbombe bergen und abtransportieren sollten.
Dreizehn von ihnen wurden bei der unerwarteten Explosion getötet, ebenso drei deutsche Soldaten und ein französischer Polizist, deren Namen unbekannt blieben.
Die Namen der sowjetischen Gefangenen wurden registriert, da der damalige Bürgermeister von Dancourt, Oscar Lecoq, sich diesen Opfern verpflichtet fühlte.
Die Granite für dieses Memorial stammen von der Halbinsel Kola – in der Nordwestecke Russlands – und kamen per Schiff nach Frankreich.
Auppegard
Am Freitag dem 16. Juni 1944 ging eine Flugbombe um 6 Uhr dreissig mitten im Ort nieder ohne zu explodieren. Das zog viele Dorfbewohner an, die zuerst an den Absturz eines Flugzeugs dachten und helfen wollten. Erst dann erkannten sie, dass es ein ihnen unbekanntes Flugobjekt war und erinnerten sich der Warnungen, man solle sich keinen solchen Objekten nähern – zu spät!
Inzwischen war das Uhrwerk des mechanischen Langzeitzünders abgelaufen und die 830 Kilogramm Sprengstoff detonierten. Dabei rissen sie 14 zu nahe stehende Personen in den Tod – die ersten zivilen Opfer der V1 im Département Somme!
Zehn Jahre später wurde zum Gedenken an diese Opfer bei der Kirche ein Memorial mit deren Namen eingeweiht; eines der Opfer blieb unbekannt.
Als einmalig kann bezeichnet werden, dass in Auppegard eine V1 auf einem Kirchenfenster dargestellt ist. Der Glaskünstler L. Guillar(d) gestaltete dieses Œuvre.
Ellecourt
Eine der vielen Grablagen auf lokalen Friedhöfen für abgestürzte alliierte Bomberbesatzungen, im Friedhof der kleinen Ortschaft Ellecourt.
In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 1944 war ein Verband von 231 Lancasterbombern und 15 Mosquitos unterwegs um die unterirdische V1-Versorgungsstelle 1106 bei Saint-Leu d’Esserent im Département Oise zu bombardieren.Bei diesem Raid gingen 13 Lancaster verloren. Eine davon mit der Kennung JO-H und der Seriennummer HK536 wurde rund 90 Kilometer vor ihrem Ziel von einem deutschen Nachtjäger auf 3'500 m ü. M. angegriffen und nach ein Uhr so stark getroffen, dass sie kurze Zeit später bei Ellecourt zu Boden stürzte. Keines der sieben Besatzungsmitglieder überlebte den Absturz.
Die sieben jungen Männer wurden auf dem Gemeindefriedhof von Ellecourt gemeinsam begraben. 2010 wurden ihre Grabsteine durch Medaillons mit ihren Portraits ergänzt.
Saint-Léger-aux-Bois
Der Ort hatte das üble Schicksal, dass die Deutschen seinen Kirchturm dazu ausersehen hatten, von ihm aus für die umliegenden V1-Stellungen Windmessungen durchzuführen. Diese waren notwendig, um die entsprechenden Korrekturen für die Kurseinstellung zu berechnen. Innerhalb eines Radius von drei Kilometern lagen nicht weniger als sieben V1-Stellungen. Genutzt wurde der Turm ebenfalls als Aussichtsposten.
Zu den Stellungen gehörte auch die nur einen Kilometer nordwestlich liegende V1-Stellung alter Bauart 673, die eh schon seit Beginn der Bombardierungen im Dezember 1943 im Rahmen der Operation Crossbow im Visier der alliierten Bomberverbände lag. Der Ort selbst wurde am 5. Januar 1944 im Rahmen dieser Operation direkt bombardiert.
Und am 26. Juni 1944 stürzte eine V1, wahrscheinlich von der FSt 183 Les Câteliers her kommend, auf ihrem Flug Richtung London im Ort ab und tötet eine Zivilperson.