V1-Feuerstellungen

in Frankreich

«Rumpelkammer» und der Startbefehl «Eisbär»

Am späten Nachmittag des 6. Juni 1944 erhielt Oberst Max Wachtel den Befehl «Rumpelkammer», was bedeutete, mit den Vorbereitungen für den Einsatz der Fi 103 zu beginnen. Ab diesem Zeitpunkt hatten die Mannschaften 6 Tage, um die Katapulte auf die vorbereiteten Fundamente zu montieren und die Feuerstellungen mit allem notwendigen Material für den Einsatz zu versorgen.

Am 11. Juni erging der Startbefehl «Eisbär» für die V1-Kampagne gegen London, aber keine der bisher gebauten 156 vereinfachten Stellungen war einsatzbereit.

Kurz vor Mitternacht des 12. Juni meldeten 63 von 72 Stellungen Einsatzbereitschaft.
Und erst in den frühen Stunden des 13. Juni 1944 – also eine Woche nach der alliierten Invasion an den Stränden der Normandie – starteten die Deutschen ihre V1-Kampagne gegen London.

Mit unterschiedlichem Erfolg wurden die ersten V1 gestartet.
Der erste Start erfolgte um 3 Uhr 50 von der FSt 109 bei Mouriez. So zumindest die Annahme aufgrund späterer Auswertungen beider Seiten. Angenommen wird ebenfalls, dass es diese V1 war, die um 4 Uhr 13 auf einem Feld bei Swanscombe abstürzte, somit 30 Kilometer vom Ziel entfernt. Dies bekräftigt auch eine durchschnittliche Flugzeit der Fi 103 von 22 Minuten zwischen den Startstellungen und dem Ziel London.

Weitere neun Starts erfolgten in kurzen zeitlichen Abständen. Fünf davon endeten noch als Frühabstürze auf französischem Boden, ein weiteres Gerät ging über dem Ärmelkanal verloren. Von den restlichen vier Geräten erreichte nur eine Fi 103 das vorgesehene Zielgebiet London. Eine eher ernüchternde Bilanz nach den grossen Erwartungen!

Erst zwei Tage später sollte die Kampagne mit etwas mehr Erfolg weitergehen, blieb aber bis zum Ende des Ersteinsatzes hinter den Erwartungen zurück.
Den Fi 103 welche London erreichten, stand eine Grosszahl von Geräten gegenüber, die schon als Frühabstürze in Frankreich oder dem englischen Festland endeten, respektive von der britischen Luftabwehr und Luftwaffe über dem Kanal oder dem Luftraum südlich von London abgefangen wurden.

Operation Crossbow

Schon ab Sommer 1943 deuteten erste Meldungen des französischen Widerstands und Aufklärungen der Alliierten darauf hin, dass im Hinterland der nordfranzösischen Küstenregion bauliche Aktivitäten stattfanden, die vorerst nicht eingeordnet werden konnten.

Relativ rasch stellte man aber fest,  dass auf diesen Baustellen Bauwerke entstanden die sich ähnelten. Im Rahmen der Operation Crossbow, die sich gegen die noch wenig bekannten Anlagen der deutschen Fernwaffen richtete, wurden auch diese insgesamt 96 aufgedeckten V1-Stellungen alter Bauart angegriffen und bombardiert.
Dies führte dazu, dass die Deutschen die Bauart ihrer Stellungen stark vereinfachten und diese in der Folge schwieriger aufzuklären waren. Als Konsequenz der intensiven Bombardierungen waren fast alle 96 Startstellen zum Auftakt der V1-Kampagne im Juni 1944 teilweise oder ganz zerstört.
Belegt ist nur eine Stellung alter Bauart die letztendlich aktiv war, die FSt 101/59 le Nieppe im Département Nord.

Der Ersteinsatz der Fi 103 ab französischem Boden endete am 31. August 1944 mit einem Eintrag im KTB aus Croix bei Roubaix, also schon nicht mehr aus Saleux.
Anschliessend verlegte das Flakregiment 155 (W) in neue Stellungsräume in den Niederlanden, sowie in der Eifel und in rechtsrheinischem Gebiet in Deutschland.
Die nächste Einträge im KTB vom 1. September stammen schon aus Maria ter Heide in Belgien, nahe der niederländischen Grenze, am 3. September aus Enschede in den Niederlanden. Und ab dem 12. September ist man schon in Oldenburg, also auf deutschem Boden, was zeigt, wie rasch diese Verlegung erfolgte.
Der Zweiteinsatz begann am 21. Oktober 1944.



Diese Seite und ihre Unterseiten listen und beschreiben die V1-Feuerstellungen und Versorgungsstellen in Frankreich, die geplant waren respektive gebaut wurden und diejenigen die tatsächlich zum Einsatz gekommen sind.

Der besseren Übersichtlichkeit wegen gibt es getrennte Seiten für die Stellungen in den verschiedenen Départements. Eine geografische Gliederung habe ich der Gliederung nach Abteilungen vorgezogen. Die Abteilungszugehörigkeit der Stellungen ist aber auf den einzelnen Seiten erwähnt.

Hinweis zur Gliederung der Stellungen:
Die Feuerstellungen (FSt) sind alphabetisch geordnet. Es gibt nur teilweise offizielle Benennungen, es wurde aber versucht wo das nicht der Fall ist die Stellungen nach naheliegenden Orten oder Landschaftsmerkmalen zu benennen.
Weitgehend orientieren sie sich an den Bezeichnungen im Buch V1 – Arme du désespoir.

Die Gliederung der Départements verläuft von Ost nach West und von Nord nach Süd, dies entspricht auch grob den Einsatzgebieten der Abteilungen des Flak Rgt 155 (W).

Einteilung der Feuerstellungen nach deren Bau- und Einsatzart:

  • SaB = Stellung alter Bauart
  • EiS = Einsatzstellung
  • ErS = Ersatzstellung
  • TzS = Total zerstörte Stellung
  • Ww = Wasserwerk
  • VS = Versorgungsstelle/Feldmulag

Bemerkung: Unter «Total zerstörte Stellung» ist nicht eine komplette physische Zerstörung zu verstehen, sondern dass die Stellung militärisch unbrauchbar geworden war.

Nummerierung der Stellungen alter Bauart:
Diese Stellungen trugen ursprünglich 100er-Nummern. Mit Einführung der Stellungen vereinfachter Bauart erhielten die SaB 600er-Nummern. Eine Ausnahme ist die FSt 101, die als einzige SaB-Einsatzstellung die Nummer 59 erhielt.

Übersicht zur leichteren Orientierung, Lokalisierung und Zuordnung:

Nachstehende Struktur ist auch im Menu wiederzufinden. Die Unterseiten können aber auch direkt hier aufgerufen werden – sie werden dann in einem neuen Fenster angezeigt.
Verlinkt sind nur Départements, für die schon Beiträge existieren.

Da sich die Situation vor Ort verändert, steht in den einzelnen Beiträgen nahe dem Titel, wann die entsprechende Stellung recherchiert und dokumentiert wurde.
Einiges verschwindet oder ist schon verschwunden und bei vielen Stellungen hat wieder die Natur das Zepter übernommen.

Die dokumentierten Stellungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, was vor Ort noch zu finden war/ist. Es sind lediglich Momentaufnahmen nach den jeweiligen Möglichkeiten des Autors vor Ort.

Nachstehender Abschnitt wird bei neuen Erkenntnissen ergänzt 

Nord

Feuerstellungen und Versorgungsstellen im Département Nord.

Pas-de-Calais

Feuerstellungen und Versorgungsstellen im Département Pas-de-Calais.

Somme

Feuerstellungen und Versorgungsstellen im Département Somme

Oise & Val-d’Oise

Feuerstellungen und Versorgungsstellen in den Départements Oise und Val-d’Oise.

Seine-Maritime

Feuerstellungen und Versorgungsstellen im Département Seine-Maritime.

Eure

Feuerstellungen und Versorgungsstellen im Département Eure.

Calvados & Orne

Feuerstellungen und Versorgungsstellen in den Départements Calvados und Orne.

Manche

Feuerstellungen und Versorgungsstellen im Département Manche (Halbinsel Cotentin).

Opfer-Gedenken

Gedenksteine und -tafeln oder Ähnliches in Frankreich, die im Zusammenhang mit der V1 an Opfer von Frühabstürzen, unter Zwangsarbeitern oder zu Tode gekommene alliierte Flugzeugbesatzungen erinnern.